Herbstgold und dunkle Träume

Herstbgold

Oktober. Herbst, oh Herbst. Nun wirfst du mit Blättern um dich, als würden sie niemals zur Neige gehen. Golden leuchtet der Apfelbaum im Garten im Oktoberlicht und ich habe irgendwo in dieser üppigen, überschwänglichen, verschwenderischen Jahreszeit das Schreiben verlernt. 

Aber ich sammle Deine Schätze, Herbst, ich staune über all die verschiedenen eckigen, weichen, runden, hartigen, kantigen Formen die Du hervorbringst in allen Tönen der Erde von blauvioletten Beeren über die knallige Röte der Hagebutten zu den Braun- und Gelbschattierungen der Kapseln und Schalen und Hüllen. Ich wünschte ich könnte mich in all diese Herbstfarben kleiden, sie bei mir tragen den ganzen Winter. 

Da ist die kühle, feuchte Nachgiebigkeit der Pilze, das fasrige, farnige oder sternenförmige Moos, das den Waldboden mit federnden Matten überzieht. Da sind die flachen blendenden Strahlen der Sonne um diese Jahreszeit und das überwältigende Dunkel das uns die Morgende und Abende raubt und bis in unsere Träume dringt. Da sind die Äpfel, die der Garten uns nun schon seit Monaten spendet, als habe er sie nur für uns gezaubert. Da ist die Kälte, die uns die Handschuhe und Mützen suchen lässt, die dicken Jacken und Schuh und Stiefel und die vielen Schichten, die wir all die Jahre in Indien niemals brauchten. Da sind die Schatten, die täglich länger werden und in denen wir uns verlieren. Der Duft der Bratäpfel, der tröstet, wenn der Blick in die Welt nachdenklich macht. 

Herbst, oh Herbst. Es ist der zweite Herbst in Deutschland – er fühlt sich an wie der erste meines Lebens, als sei ich letztes Jahr zwar hier gewesen, aber nicht imstande, ihn wirklich zu fühlen. 

Und nun geht er zu Ende, der Oktober, und lässt uns mit den länger und länger werdenden Schatten allein. Als müsse er uns zeigen, was Vergeblichkeit sei, als müsse er uns zeigen, dass alles, absolut alles, was Materie ist auf dieser Welt, Grenzen hat und zu Ende geht, irgendwann. Und irgendwann dann auch das Leben selbst. 

0 comentarios sobre “Herbstgold und dunkle Träume

  • Liebe Anka, danke für deine wunderschönen Worte, die den Herbst in seiner Fülle so treffend mit allen Sinnen erleben lassen…
    Viel Freude Euch beim Blätter in die Luft werfen und raschelnd hindurch gehen und den Genuss der ersten Bratäpfel! Alles Liebe zu dir, Meike

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