Heute Kaffee? Frage ich? Ja, sagt S. Mit etwas Milch und Zucker. Ich mache den Kaffee und stelle ihn auf ein Tablett. Ein paar Brötchen, Butter, Marmelade. S. Hat eine Matte ausgelegt, auf dem kleinen Platz vor ihrem Haus.
Das Mädchen und S. kleiner Sohn buddeln in einem Trog mit Blumenerde. Eine andere Nachbarin stellt ein Schüsselchen Karottenhalva zum Kaffee.
Chai, Chai, sagt das Mädchen und S. Sagt: nein, Chai war gestern. Heute gibt’s Kaffee.
Der Hund des Doktors kommt vorbei. S.s Magd wirft ihm altes Brot hin. Chapati schreit das Mädchen und zeigt auf den Hund. Gestern klaute der den Kindern den Zwieback aus der Hand.
Wenn ich den Tag so verbringe, fühle ich mich nicht einsam, sagt. S.
Ja, sage ich. Eine Familie pro Haus, sage ich. Mauern drumrum. Dieses Konzept habe ich noch nie verstanden.
Das ist einer dieser Momente, denke ich. Ein schöner Moment. Zusammensein. Was gibt es schöneres als zusammen zu sein.
Was gibt es besseres als das eigene Dorf. Und wenn es noch so klein ist. So ist das Leben gedacht, denke ich mir. So kann man es fühlen, zwischen zwei Schluck Kaffee. Oder Chai. Aber wir haben es durch lauter Institutionen ersetzt. Kaffee nur noch to go. Arbeit. Kaufen. Dinge. Dies. Das.
Eigentlich gehört sich das so mit dem Chai, hatte S.’s Mann mir vor ein paar Tagen gesagt, an das Dorf denkend, in dem er aufwuchs: Ein Haus kocht Chai. Alle anderen kommen dorthin. Und am nächsten Tag kocht ein anderes Haus Chai.
So sollte man es mit dem Mittagessen machen, denke ich mir. Reihum. Nicht jeder kocht und isst für sich.
Heute gibt es Chana Masala in der Kantine, sagt S. Mit Batura, fritiertem Brot. Mmmh, so lecker. Okay, sage ich. Gehen wir zusammen hin. Wir werden die Väter der Kinder treffen, uns alle um einen runden Tisch setzen und essen. Die anderen Leute werden sich freuen über den Kinderlärm und die zwei Kleinen in die Wange kneifen. Zusammensein.
Die Kinder spielen mit Bauklötzen auf der Matte. Als sie anfangen zu streiten, gehen wir ins Haus, jede in ihres. Bad, Bad schreit das Mädchen und würde am liebsten mit zu S. gehen. Dort wurde sie gestern gebadet (mit einem Eimer, aus dem man mit einem kleinen Krug Wasser schöpft und über das Kind gießt), zusammen mit dem Buben, mit Kokosöl eingerieben, gekämmt. Während ich ein paar Minuten alleine war, ins Haus ging um frische Kleider zu holen. Ich setzte mich kurz hin. Atmen. Alleinsein.
Was gibt es Schöneres, als allein zu sein. Ganz allein. So wie gestern abend: ich lag allein im Bett.
Heut schläfst Du bei der Kleinen, hatte ich dem Mann gesagt. Eine ganze Nacht bis morgens um fünf, alleine im Bett.
Morgen, sagte die S., während wir Kaffee tranken, gehen wir zu einem großen Indoor-Spielplatz, mit Küche, Krankenhaus und so. Super für die Kinder. Okay sage ich, einer von uns geht mit, entweder ich oder der Papa. Komm du mit, sagt die S.
Wenn ich da bleibe, habe ich Zeit zum Arbeiten. Ganz allein. Alleinsein.
Wenn ich mitkomme werden wir dasitzen, am besten alle vier Eltern. Den Kindern zusehen. Plaudern. Lachen über ihre Späße. Zusammensein.
Am liebsten zusammen. Am liebsten allein.
Mona sagt:
Hach. ❤️
ankafalk sagt:
Danke 🙂