Wir wollen einen pink room!

Wir wollen einen pink room, sagen die Design-Studentinnen. Einen was? frage ich. Wir sind in Indien, auf dem Campus einer Frauenuniversität im Norden des Landes, in der Wüste, weit weg von allem. Hier gibt es nichts. Hier gibt es Tausende von Studentinnen, von der Oberstufenschülerin bis zur PhD-Studentin. Auf den staubigen Straßen gehen sie zwischen Wohnheimen und Unterrichtsräumen hinterher und holen sich zwischendrin Snacks an einem der Kioske, um die herum unregelmäßige Müll-Mandalas den Boden verzieren.

Diese Universität möchte Mädchen ermächtigen und sieht sich dem Erbe Gandhis verpflichtet. Auf dem Campus wird Kadhi getragen, das ist die grobgesponnene Baumwolle wie Gandhi sie trug. Jeder sollte seine Kleidung selbst herstellen können, fand Gandhi und pries das eigene Spinnrand in jedem Haus und jeder Hütte.

Um das Gelände ist ein Zaun. Die Mädchen und Frauen die hier leben, müssen einen Brief des Vaters vorweisen, wenn sie den Campus verlassen möchten. Doch das ist eine andere Geschichte. Ich wollte von dem Pink Room erzählen.

Die Studentinnen sind schon fest entschlossen: Der Pink Room soll an einem zentralen Ort auf dem Campus sein. Ein Ort der Ruhe und des Rückzugs, für alle die, die gerade menstruieren. Schließlich geht es vielen an diesen Tagen nicht gut und ein solcher Ort sei längst überfällig. Liegen gehören hinein, überhaupt, alles um es sich gemütlich zu machen. An diesen Ort könnte frau dann gehen und sich ausruhen.

Ich stelle mir vor: ein rosa-pinkfarbener Pavillon. Würde ich da hineingehen? Ich wundere mich, dass hier so selbstverständlich davon gesprochen wird. Vielleicht ist es hier ja legitimer, sich schlecht zu fühlen an diesen Tagen an denen wir bluten, sich zurückzuziehen und nicht leistungsbereit zu sein. Ich muss aber auch an meine Hausangestellte denken: Als mein Baby noch ganz klein war, weigerte sie sich an diesen Tagen, überhaupt in seine Nähe zu gehen, geschweige denn es anzufassen. Ihre ältere Schwester habe es ihr verboten. Zu schmutzig, zu unrein. Und ich muss an all die Mädchen in Indien denken, die ab dem Tag ihrer Periode nicht mehr zur Schule gehen. Weil kein Geld für Binden, Tassen oder sonst was da ist. Der Beginn der Geschlechtsreife ist das Ende der Schulkarriere.

Vielleicht ist so ein Pink Room ja gar nicht schlecht. Aber noch viel besser fände ich eine Pink Box. Ich stelle mir vor, dass es in jeder Schule dieser Welt, vor allem aber in Indien auf der Mädchentoilette eine Pink Box gibt. Mit Binden, Tampons oder Tassen. Eine kleine Box aus Pappe oder meinetwegen sogar aus Plastik, angemalt in Ranipink. Damit Mädchen lernen dürfen, auch wenn sie bluten.

Ps: Dieser Blogartikel ist inspiriert von Alus Artikel über das „Unglück im Glück eine Frau zu sein“.

Pps: Am 28.5. ist Weltmenstruationstag! 

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