Und wieder ein Wochenende, an dem wir alleine sind, das Mädchen und ich, denn der Papa ist immer noch in Afrika. Wie gut, dass Puja vorbeikommt um auf dem Bett zu toben! Ihre Mutter arbeitet im Haus einer anderen Familie und jetzt, in den Sommerferien, kommt Puja mit zur Arbeit und langweilt sich oder besucht die Familien in der Nachbarschaft. Im Moment kommt sie fast täglich.
Mittags fahren wir in die Stadt. Welch eine Hitze! Und jedes Mal staune ich, was wieder alles gebaut wird. So viele neue hohe Häuser! Ein Drittel der Strecke fahren wir fast nur an Bauzäunen und Baustellen entlang. Dieses Wachstum ist unfassbar. So viele Menschen die hierherziehen. Ich habe einmal gelesen, dass ein Drittel der Inderinnen und Inder innerhalb des Landes migriert ist. Dieses Land ist wirklich on the move.
Das Gute an der heißen Zeit sind die Mangos! Denn die gibt es hier nur für 1-2 Monate. Wir sind bei einer Mango Tango Party eines Freundes eingeladen und futtern uns durch alle möglichen Sorten durch. Ein Fest!
Der Freund, den wir besuchen ist nicht nur Interior Designer sondern leidenschaftlicher Sammler alter Schreibmaschinen und Kameras und anderer Schätze, die man in einer Stadt wie dieser mit ihren schier unendlichen Basaren und Hinterhöfen finden kann. Gerade hat er mit Teilen seiner Sammlung einen Bollywood Film ausgestattet, den wir uns diese Woche ansehen werden.
Der Sonntag beginnt mit einer Runde auf dem Fahrrad. Es ist noch nicht mal 7 Uhr und gerade noch aushaltbar. Die Hitze hat in den letzten Tagen noch angezogen. Die Landschaft wird immer dürrer und alles sehnt sich nach Regen.
Wir machen kurz halt bei diesem Baumtempel. Ein mächtiger Baum mit einfachen Götterstatuen. An Wochentagen sind um diese Zeit die Feldarbeiterinnen hier und machen ihr Puja, ihr Morgengebet und Ritual.
Später kriegen wir Besuch von Freunden, die den heißen Sommertag mit uns am Pool verbringen. Um den Tisch sitzen Menschen aus Russland, Äthiopien, USA, Deutschland und Indien. Wir führende spannende Gespräche über die aktuelle Politik in Indien, die Wahlen nächstes Jahr, über den Zusammenhang von Beef und Moslems, über weibliche Archetypen, über sex trafficking in Telangana und darüber, was der Einzelne tun kann angesichts des manchmal schwer auszuhaltenden Elends. Es sind die kleinen Dinge die zählen, sagt Ali. Wenn Du siehst, dass jemand ungerecht behandelt wird, dass jemand belästigt wird zum Beispiel dann stehst Du auf und sagst es, und nimmst es nicht einfach hin. Dies ist ein großes Thema, dass ich einmal in einem anderen Post aufgreifen werde.
Das Mädchen spielt im Schatten der Bouganivillea-Bäume und erkundet Zwischenräume. Es fühlt sich wohl, wenn wir mit anderen Menschen zusammen sind, lässt sich Bücher vorlesen und spielt Verstecken. Das Dorf eben…Und auch ich freue mich immer, wenn wir eingebunden sind in eine größere Gemeinschaft.
In der Dämmerung fahren wir auf die andere Seite des Campus, wo ein eindrucksvoller Tempel mit einem großen Baum verwachsen ist. Es ist schon dunkel und außer diesem kleinen Mandala kein Foto mehr möglich. Ein paar Affen klettern in den Bäumen zur Freude meines Mädchens.
Und wieder begleitet uns der Mond durch dieses Wochenende, wie er es im Moment jeden Abend tut. Nach dem Mond sehen ist zum festen Bestandteil unseres Abendrituals geworden. Es ist wunderschön, so bewusst jeden Tag den Mond zu sehen, in seiner ständigen Veränderung. Das Wochenende ist vorbei und wir freuen uns, dass nun bald der Papa zurückkommt!
Mehr Wochenenden in Bildern findet ihr hier bei Susanne von geborgen wachsen.