Der September riecht nach Croissants, sehr früh am Morgen in Nimes am Bahnhof gekauft, und nach Croque Monsieur im TGV, nach Abschied von Frankreich und Europa und nach der Klimaanlage in Flugzeugen.
Der September riecht nach Feuchtigkeit und Schimmel, die Gastgeschenke, die der Monsun überall in der Wohnung verteilt hat. Ein seltsamer Gast, der seine Geschenke nicht persönlich überreicht. Wieder und wieder findet man eins und ist nicht erfreut. Aber es ist weniger schlimm als im letzten Jahr und so will wohl keiner klagen. Der September riecht nach dem Essig, mit dem der Schimmel von Schuhen, Taschen und Möbeln gewischt wird.
Der September riecht nach kaltem, schon etwas abgestandenem Kaffee aus dem Automaten der internationalen Schule. Stundenlang steht er da herum in der Parents’ Lounge während ich stundenlang warte, bis das Mädchen genug hat für heute von den anderen Toddlern, mit denen es nun täglich spielt. Der September riecht nach dem Trennungsstress kleiner Kinder und ihrer Mütter, manchmal laut und tränenreich geäußert (von den Kindern), manchmal in Form sorgenvoller, ängstlicher Worte (von den Müttern) – die gibt es zum kalten Kaffee dazu. Väter waren übrigens keine zu sehen.
Der September riecht nach Rosenwasser, denn das von mir frequentierten Kaffee hat nun nebendran einen neuen Kosmetikladen, Tuben und Fläschchen mit Ayurveda, Bio und so weiter, für Haut und Haar.
Der September riecht nach Schwarzpulver in feuchter Tropennacht. BUUUUM knallt es am ersten Geburtstag der Nachbarstochter und nach Zuckerwatte an Kinderhänden riecht der September an diesem Geburtstagsabend auch.
Der September endet mit der Frage, wie sehr sich der Regenduft in Indien und Irland wohl unterscheiden und so endet der September auch mit liebevollen Gedanken an ein Fräulein, das diesen Monat aus guten Gründen nicht über Düfte schreibt, dafür aber den ganzen September in meinen Gedanken war – Düfte und hin oder her.
Und so sende ich einen letzten Indien-Duft nach Irland, nämlich den von Aloo-Gobi, Blumenkohl-Kartoffelcurry, mit noch knackigem Ingwer und Knoblauch darinnen und dazu ein frisches Chapati, mit ein wenig flüssigem Ghee darauf, gekocht von der Nachbarin an einem Tag, an dem ein wenig Trost von Nöten ist.