Der Juli riecht nach Hubba Bubba, denn unsere Hausfee hat ein neues Putzmittel und dieses Putzmittel ist rosa und riecht genau wie der Kaugummi. In Indien wird jeden Tag nass gewischt. Der Staub! Die Insekten! Und jeden Tag erfüllt nun der rosa Kaugummi-Duft das Haus.
Der Juli riecht nach im Bett liegen und Kranksein. Ein zwei, drei Infekte nach einander. Der Monsun ist schuld, sagt man dazu. Climate Change! Und meint aber den Wetterwechsel. Der Juli riecht nach Pfefferminztee (importiert) und Gelomyrtol (ebenso importiert). Der Juli riecht nach abgesagten Veranstaltungen und verschobenen Plänen.
Der Juli riecht nach Blättern, zwischen den Händen zerrieben: der Duft von Gewürznelken steigt mir in die Nase, auf die ich manchmal beiße, wenn ich indische Curries esse.
Der Juli riecht nach Muttermilch. Vielleicht ist dies zum letzten Mal ein Monat, der nach Muttermilch riecht, denn der Juli riecht auch nach Abstillen, langsam, sehr langsam und in kleinen, manchmal allzu kleinen Schritten.
Der Juli riecht nach frisch geriebener grüner Papaya und Diskussionen über Bio oder nicht.
Der Juli riecht nach Babycreme, die das Mädchen großzügig auf Papas Rücken verteilt.
Der Juli riecht nach dem Parfum der Nanny, die wir für diesen Monat borgen durften, nach dem Reis, den sie mittags in der Pfanne auf unserem Herd anbrät, nach ihren fröhlichen Rufen nach dem Mädchen, nach Entlastung und Erleichterung während allzulanger Kitaferien.
Der Juli riecht nach ausgeblasenen Streichhölzern, eins nach dem anderen, bis die Küche voll Rauch ist, weil das Mädchen eine endlose Freude am Ausblasen hat.
Und irgendwie, zwischen Sehnsucht und Erinnerung an ein Wiegenlied im Freiburger Münster, riecht der Juli auch nach deutschem Sommer, dessen Düfte – die Augustdüfte dann – ich bald schon in der Nase haben werde.
Dieser Text ist eine Replik aus Indien auf die wunderbaren monatlichen Geruchsberichte von readonmydear und ihren Juli-Duft finden man und frau hier.