Vorsicht, sagt der Doktor, dem ich im Dunkeln beim Spazierengehen begegne. Es hat gerade aufgehört zu regnen und das Mädchen und ich erkunden die Nacht. Wenn es feucht ist, kommen die Schlangen raus, sagt der Doktor und seine Frau nickt.
Meine Vagina ist eine Schlange, schreibt mir meine Freundin in Deutschland, die gerade bei einer Tantra-Therapeutin war. Was für ein Tier ist deine?
Kundalini-Energie, sagt die Yogalehrerin in meiner Yoga-App. Die Kundalinischlange ist die kosmische Urenergie. Wenn du Yoga machst, wach die Schlange auf.
Look at this! schreie ich. Meine Hausfee kommt herbeigerannt und schlägt die Hände vor den Mund. A snake, a snake is in our backyard rufe ich unserer Nachbarin zu, und auch sie kommt eilig gerannt. Vor dem Fenster meines Arbeitszimmers richtet sich eine große, lange Schlange auf. Sind deine Kinder im Haus, frage ich die Nachbarin. Eine Kobra meint sie. Eine harmlose Schlange meint mein Mann aus England, der das schnell geschossene schnell versendete Foto schnell an seine Tierkenner-Freunde weitergeleitet hat. Die eilig herbeigerufene Security mahnt, die Türen geschlossen zu halten und legt den Finger auf den Mund. Ruhig sollen wir uns verhalten, bis der Snakecatcher da ist. Als die Schlangenfängerin kommt, ist die Sache innerhalb weniger Minuten erledigt. Sie packt das sich windende Tier, wickelt es zusammen zu einem knotigen Geschwulst und steckt es in ihren Rucksack. Später wird sie die Schlange irgendwo aussetzen. 350 Rupees macht das. Mein Trinkgeld weist sie zurück.
Als ich jung war, erzählt Shalander. Shalander ist promoviert und wohnt im soundsovielten Stock eines Hochhauses in einer Wohnanlage, zusammen mit Tausenden von anderen Menschen. Shalander ist der Sohn eines Bauern, aufgewachsen auf dem Land in der Nähe von Agra. Als ich jung war, erzählt Shalander, auf dem Hof meiner Eltern, sollte ich einmal einen Brunnen reparieren. Ich stieg in den Brunnen hinunter und fing an zu arbeiten, als ich mich plötzlich einer Kobra gegenübersah, dort, in dem engen Brunnenschacht. Sie war hoch aufgerichtet und hatte den Hals ausgespannt. Die Schlange und ich, wir sahen einander an. Da nahm ich eines meiner Werkzeuge, und begann leicht gegen eines der Rohre zu schlagen, in einem gleichmäßigen ruhigen Rhythmus. Die Kobra beruhigte sich. Ich klopfte weiter und reparierte die Pumpe. Dann kletterte ich wieder hinauf.
Das Mädchen schläft. Mein Herz klopft.
Margret sagt:
wirklich aufregend.
Manu sagt:
Irre