Ich führe Notizbücher: ein schwarzes, ein rotes, ein graues, ein braunes. Und manchmal auch ein silbernes. Dieses silberne Notizbuch fügt alles zusammen. Es ist inspiriert von Doris Lessings Goldenem Notizbuch. Das ist ein Roman und der handelt von einer Frau, die Notizbücher führt. Viele verschiedene Notizbücher führt sie. Und ganz zum Schluss des Romans eines, das golden ist.
Mein silbernes Notizbuch ist ein bisschen anders als die anderen Notizbücher. Ein bisschen essenzieller und näher am Kern. Es ist silbern wie der Mond, silbern wie das Segelschiff, von dem ich einst träumte, silbern wie die Kette meiner Mutter, die ich an meiner Hochzeit trug.
Einige meiner vielen Notizen aus all den Büchern und Heften teile ich hier. Ich möchte erzählen, wie es für mich ist, in Indien zu leben. Ich möchte erzählen, wie es ist, Liebende zu sein und Mutter zu werden. Und ich möchte erzählen, wie es ist, wenn diese drei Dinge zusammenkommen.
Bevor ich nach Indien zog, kannte ich Entwicklungsländer nur aus dem Fernsehen. Ich konnte kaum abschätzen, wie es sein würde. Das Leben hier ist sehr sehr anders, auch wenn wir für hiesige Verhältnisse sehr begünstigt und westlich leben. Es ist eine Erfahrung, die meine Sichtweise auf die Welt radikal verändert. Die mich verändert. Die mich herausfordert. Insbesondere als Frau. Frau in Indien zu sein ist anders, als Frau in Deutschland zu sein.
Mutter zu werden, ein Kind zu gebären, ist ein Mysterium und vieles, was damit zu hat, bleibt Geheimnis. Zumindest habe ich es so erlebt. Bis in jede Zelle hinein ist Geburt und Schwangerschaft für mich eine Erfahrung des weiblichen Prinzips: schöpferisch, überwältigend, mit unendlicher Liebe und tiefem Weh verbunden. Halten, beschützen, bewahren. Loslassen, hingeben, geschehen lassen.
Beide Erfahrungen – in Indien zu leben und Mutter zu werden – fallen in meinem Fall zusammen. Beide haben mich immer tiefer zu der Frage geführt wer ich bin, und wer ich sein möchte. Wie ich als Frau auf dieser Welt leben möchte, und was Frausein für mich bedeutet – durch kulturelle Unterschiede hindurch und über kulturelle Unterschiede hinweg.
Ich will wissen, was es heißt, Frau zu sein – hier und sonst wo auf der Welt, als Mutter, Liebende, Denkende, Wirkende und was noch alles dazugehört. Und ich will wissen, wie ich auf die schönste, schöpferischste, weiseste und heilsamste Art und Weise Frau sein kann, die ich mir nur irgend vorstellen kann.
toniberlin sagt:
Soeben bin ich über deinen Blog gestolpert, der ja noch in den Kinderschuhen steckt und ich freue mich schon über noch weitere Berichte und Fotos aus Indien (ein Land das mir gänzlich fern ist, nicht nur in Kilometern gemessen) und über weitere so schöne Worte über das Frau und Mutter sein aus deinen verschiedenfarbigen Notizbüchern. Danke fürs teilhaben lassen und herzliche Grüße aus Berlin
ankafalk sagt:
Lieben Dank, ich freue mich sehr über Deinen Kommentar! Ja, ich fange gerade erst an aber es macht sooo viel Freude…
Frau Brüllen sagt:
Via Mlle Readon bin ich auf Deinem Blog gelandet und … hängen geblieben. Vielen Dank für Deine Einblicke, meine Indienerfahrung ist eine … ganz andere, nur beruflich geprägt, mit wenig … Einblick in das Leben, jenseits von „wow, das ist schon ganz schön anders“.
Was hat DIch nach Indien gebracht? Liebe Grüsse aus der Schweiz
ankafalk sagt:
Ich freue mich über Deinen Kommentar! Liebe Grüße in die Schweiz! Da hab ich vorher gearbeitet, aber nur kurz gelebt! Mich bzw. uns hat der Job unseres Mannes hergebracht, wobei ich meine Arbeit die ersten beiden Jahre auch noch gut mit Indien verbinden und von hier aus arbeiten konnte….Und ja, es gibt wohl wenig Kulturen die ähnlich weit entfernt von der unseren sind wie Indien. Da ich vorher nie in Asien war, hat mich das doch recht erwischt.