Mein Mädchen! Was dir aus dieser Zeit in der Fremde bleiben wird? Aus diesen ersten Lebensjahren in Indien? Keiner weiß es, mein Kind. Nur du wirst es eines Tages wissen, wenn überhaupt.
Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich später einmal über diese Zeit hier sagen werde, dass ich auf eine besondere Weise ungestört war.
Sie sind immer im Haus, sagt die Frau, die neben mir im Flugzeug sitzt und ihr Baby stillt. Sie stammt aus Indien und hat gerade ihre Cousinen in Punjab besucht, lebt aber selbst in Deutschland. Ist doch komisch, fährt sie fort. Die Männer gehen aus, bis spät abends manchmal. Ihre Frauen wissen nicht wohin sie gehen oder wann sie zurückkommen. Sie sind traurig darüber, aber sie sagen: das ist mein Leben. Sie sehen keine Möglichkeit, das zu ändern. Ich bin froh, dass ich in Deutschland lebe, sagt die Frau.
Es regnet, wir stehen in der Küche und kochen Hühnchen mit Cashewnüssen. Wir haben Besuch aus Afrika. Die Schweinezüchterin ist da.
Ein Regentag! Es regnet, es regnet, es regnet immerzu…singen wir mit den Kindern vom Kleistpark. Schon die ganze Nacht hat es geregnet und es regnet auch den größten Teil des Tages. Ein so anhaltender Niederschlag ist auch während des Monsuns eher selten. Ich finde das richtig gemütlich, wahrscheinlich weil es mich an das mitteleuropäische Klima erinnert. Weiterlesen…
Das rhythmische Schleifen des Besens gehört zu den typischsten Geräuschen meines Alltags hier in Indien und ich höre es auch jetzt während ich dies schreibe. Jeden Tag werden die Straßen gefegt, jeden Tag aufs Neue. Mit kurzen Reisigbündeln, in gebückter und doch erstaunlich gerader Haltung. Good morning Madam, Good morning Sir hat uns eine der Straßenkehrerinnen, eine zierliche Inderin in einem einfachen Arbeitssari und einigen Armreifen am Handgelenk jeden Morgen fröhlich zugerufen. Ihr freundliches Grüßen fiel uns auf, ebenso wie der monotone Charakter ihrer Arbeit: Weiterlesen…
An einem Samstag viel zu früh aufwachen. Die Stimmung vom Freitag nachklingen lassen, die Geburtstagsfreude und die Freude zu tanzen, zwei fast ungestörte Tandas lang. Über Junigerüche lesen, in Irland, Berlin und anders in Indien. Leguane und Pelikane finden und über zugewachsene Wege radeln, kreuz und quer über den Campus und wieder zurück. Kuchenreste essen. Mittags lange schlafen. Weiterlesen…
Geburtstag! Es ist Dein Geburtstag Liebster, der vierte in Indien und heute ist so vieles da, was vor drei Jahren noch nicht da war, als wir den ersten Geburtstag hier feierten: ein Haus, ein Kind, ein Alltag in der Fremde. Weiterlesen…
Der Juni riecht nach zu dunkel geratenem Sauerteigbrot, aber das macht nichts, denn Brot, Roggenbrot, Sauerteigbrot ist wie Gold, wenn man deutsch ist und in Indien lebt. Weiterlesen…
„I’ve had the time of my life“ dröhnt in einer Instrumentalversion aus einem unsichtbaren Lautsprecher und mir weht ein kalter Wind aus der Klimaanlage entgegen. Ich sitze auf einem Zahnarztstuhl, habe eine blaue Papierserviette um, deren lange Bändel der männliche Zahnarzthelfer in meinem Nacken zu einer Schleife gebunden hat und warte auf Dr. Ajay.